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Die Logik und ihre Fehler ... Brauchen Drehbücher ein Lektorat?

Dass ein Lektorat eines Romanes neben der Achtsamkeit auf Plot und Stilistik auch Logikfehler (wenn sie enthalten sind) aufdeckt, ist selbstverständlich und notwendig, um dem Leser eine gute Geschichte zu präsentieren und allen Beteiligten am Werk eine gute Referenz zu schaffen. Hat der Autor dann das Glück, dass sein Roman verfilmt wird, dann ist seine Geschichte es wert, was nochmals Respekt verdient.

Man weiß aber auch, dass die Mehrzahl der Verfilmungen ein Drehbuch haben, es somit keine Romanvorlage gibt. Wenn aber z. B. TV-Krimis (vor einigen Tagen zwei hintereinander geschaut) so grobe Logikfehler haben, dass man sich (vorsichtig ausgedrückt) veräppelt fühlt und dem weiteren Geschehen dadurch nicht mehr folgen kann, dann macht das keinen Spaß bzw. empfinde ich das als Zeitklau.

Beispiel 1: Ein Krankenhaus informiert die Ex-Frau (Scheidung ist 10 Jahre her) eines aus dem Wachkoma langsam Erwachenden, dass er sich an sie erinnere und sie sofort kommen solle, um seinen weiteren Erinnerungen auf die Sprünge zu helfen. Seine aktuelle Ehefrau kommt hinzu, als die Ex-Frau bereits weinend am Krankenbett des Mannes sitzt und ihm vergangene Geschichten erzählt, er jedoch weder sprechen noch anderweitig reagieren kann. Woher wussten dann die Ärzte, dass er sich an seine Ex-Frau erinnert und von wem hatten sie deren Telefonnummer? Sicher von der Regie, die stand im Drehbuch. Da geht einem doch das Herz auf ..., zumal die beiden Damen nicht befreundet sind (soll es ja auch geben, aber das sind andere Ausstrahlungen, die sich Soaps nennen, glaube ich).
Wenn man sich vorstellt, man wacht aus dem Koma auf und der/die Ex sitzt am Bett und die behandelnde Ärztin findet das toll, fördert das ja die Behandlung positiv. Da erinnert man sich sicher gern wieder an alles und ist schnell wieder fit und im Leben. Kein Arzt oder Krankenhaus oder eine andere Behörde würde fremde Menschen (Nicht-Angehörige, dazu gehören auch Ex-Partner) über den Gesundheitszustand eines Kranken Auskunft erteilen oder an dessen Krankenbett bitten, da dies lt. Gesetz nicht zulässig ist bzw. nur der Kranke selbst dies zulassen kann, was einem Komapatienten meines Wissens nicht möglich ist.  

Beispiel 2: Ein geistig Verwirrter erfährt vom Freitod seiner Mutter, reist sofort per Bahn an, bedroht die Sterbehelferin (was man noch verstehen kann) und will seine tote Mutter sehen. Er erfährt, dass sie bereits in der Kremierungshalle sei, woraufhin er sich sofort dorthin begibt, in alle aufgebauten Särge schaut, seine Mutter findet und einige Dutzend Teelichter verteilt und anzündet ...
Wo hat er die Teelichter her? Ist er damit bereits angereist? Da hat er super reagiert. Man könnte ihm noch unterstellen, dass er den Weg zur Kremierungshalle allein in einer affenartigen Geschwindigkeit in einer fremden Stadt gefunden und sich unbemerkt Zutritt auf das bewachte Arsenal und ohne Schlüssel zur Leichenhalle verschafft hat – das ist sicher total einfach, vor allem für einen geistig Verwirrten mit angehender Blutvergiftung und hohem Fieber (das hatte ich ganz vergessen zu erwähnen).

Warum erkennen manche Drehbuchautoren oder spätestens die Regieführenden solche Fehler nicht? Man kennt ja die Digitaluhr am Arm des Kämpfers in Sandalenfilmen, das ist noch lustig und hat die Requisite übersehen, aber solch grobe Fehler im Plot nicht zu bemerken? Brauchen Drehbücher – wie auch Buchmanuskripte – nicht auch ein Lektorat? Hätten obige Beispiele eine Bearbeitung gehabt, wäre das nicht passiert bzw. passend auf die Szene umgeschrieben worden. Aufwand und Nutzen hätten eine Einheit gebildet. So aber werden diese Krimis sicher nicht empfohlen werden – jedenfalls nicht von mir (daher gibt es auch keine Angabe der Titel an dieser Stelle, wofür ich um Verständnis bitte). Schade um die Darsteller, die dadurch keine bzw. keine gute Referenz haben, auch wenn sie gut gespielt haben.
So verhält es sich leider auch bei Manuskripten, die kein Lektorat und Korrektorat durchlaufen, meistens aus Gründen, die eigenen Fehler nicht wahrzunehmen oder Kosten zu sparen. Einerseits verständlich, denn wer kann alles oder möchte nicht Geld sparen, andererseits geht diese Einsparung jedoch auf Kosten der Qualität und letztendlich auf die der Geschichte, die erzählt werden wollte ...